Samstag, 27. Oktober 2007

Neu!

Wie Ihr seht, sieht es jetzt hier anders aus. Dank der Anregungen und vor allem tatkräftigen Unterstützung von Sabrina, die auch die Grafik da oben aus dem Hut gezaubert hat, macht die Seite endlich was her. Also wenigstens optisch. Inhaltlich will ich mein Bestes tun, da nachzulegen.

Montag, 22. Oktober 2007

Radiohead - In Rainbows

Seit gut zwei Wochen warte ich darauf, dass man sich auf intro.de endlich kompetent, oder wenigstens gewohnt prätentiös zur neuen Radiohead-Platte äußert, die ja doch ansonsten in aller Munde ist. Jeder hat sich die zehn Stücke irgendwoher besorgt, im Zweifelsfall sogar legal runtergeladen, und es haben auch viele eine Meinung. intro aber sagt nichts.
Sie tun auch eigentlich gut daran, nicht schnell zu schießen. Radiohead-Platten brauchen ja immer eine Weile, um zu sacken, und man hätte sich nach den ersten Durchläufen auch ganz schön was einfangen können mit voreiligen Urteilen.

Also?

"In Rainbows" ist eine ziemlich gute Platte und ganz sicher auch eine der besten des ganzen Jahres. Und doch hat sie mich - vorbehaltlich der noch ausstehenden Ergänzungen - enttäuscht.

Zur Einzelkritik:

1. 15 Step: Beginnt mit einem grausigen Disco-Beat und dazu passendem "sexy" Gesang. Die Rettung kommt zum Glück recht bald mit der sehr schönen Gitarre, auch der Gesang wird entspannter und der Schlagzeuger zeigt ein Einsehen. So löst sich doch noch alles in Wohlgefallen auf, bevor das Stück dann recht prompt zuende ist. Note: 2-

2. Bodysnatchers: Uptempo-Nummer, die ordentlich abgeht. Radiohead-typische, freakige Gitarren, gemessen an den eigenen Ansprüchen allerdings relativ konventionell. Ähnelt insgesamt ein wenig "2+2=5", ist aber nicht ganz so spannend. Schöne Rocknummer ohne große Überraschungen. Note: 2-

3. Nude: Die Spielart, in der Radiohead eigentlich unerreichbar sind: Gib Thom Yorke einen getragenen Klangteppich mit Akustikgitarren und Streichern, und er singt dich ins Gänsehaut-Koma. Seltsamerweise funktioniert das Rezept aber diesmal nicht. Irgendwas läuft hier bei der Dosierung falsch. Hier trifft ein knochentrockener Bass auf schmalzige Falsett-Uh-Uh-Uhs. Der Melodie fehlen die zündenden Ideen und die Harmonien sind zu altbacken. Man hatte wohl vor, mit weniger mehr zu erreichen. Hat nicht geklappt. Note: 3

4. Weird Fishes/Arpeggi: Das beste Stück der Platte. Wunderschöne Picking-Gitarren im Dialog, berührender Gesang, gute Spannungssteigerung. Endlich darf abgedriftet werden. Hätte sehr gut auf das Vorgängeralbum gepasst. Ist zwar nichts wirklich Neues, aber doch ein Volltreffer. Note: 1

5. All I want: Langsames, fast durchgängig langweiliges Stück. Wird zum Glück gegen Ende doch noch etwas dramatisch. Note: 4

6. Faust Arp: Akustiknummer mit sehr schönem Gesang und einer netten Melodie. Mit Streicherhilfe noch ein wenig aufgeschmalzt. Mit 2 Minuten nicht länger als es braucht. Note: 2

7. Reckoner: Fängt mit einem vielversprechenden, scheppernden Schlagzeugbeat an. Schockiert dann aber mit einem Gesang, der mich unvermittelt an Bono erinnert hat (ganz schlimm:"Dedi-caaaa-ted!"). Dank des Refrains und wiederum opulenten Streichern hebt sich das Stück dann doch noch von U2-Niveau ab. Trotzdem nichts für mich. Note: 5

8. House of Cards: Jetzt echt: Die ersten zwei Zeilen gehen einfach nicht, Thom. Was dann folgt, ist leider auch ziemlich überflüssig. Das mag ja alles gefällig und harmonisch sein, es sind auch ein paar schöne Delay-Gitarren dabei, aber ich habe selten so ein belangloses Stück gehört. Note: 5

9. Jigsaw falling into place: Na, kriegen wir den Arsch wieder hoch? Doch ja, endlich wieder "Hail to the thief"-Niveau: Interessante Harmonien, leidenschaftlicher Gesang und spannende Gitarren. Wie eine Mischung aus "Bodysnatchers" und "Weird Fishes". Leider zu früh zu Ende. Note: 2+

10. Videotape: Hier funktioniert nun halbwegs, was bei "Nude" ins Leere lief. Und endlich ein Piano. Dazu korpulenter Chorgesang, ein subtiler Bass und spartanischer Schlagzeugeinsatz. Dieses Rumpeln da links ist auch ganz interessant - ja beinahe experimentell! Schönes Lied. Note: 2

Dazu fällt mir eine kleine Anekdote aus meiner Schulzeit ein. Eines meiner wenigen ganz guten Fächer war Englisch, und mein damaliger Lehrer hielt recht große Stücke auf mich. Nur war ich leider recht faul, und zuweilen kam da eine Klassenarbeit mit einer 3+ zurück. Dazu die Bemerkung: "Das kannst du doch besser, Lars". Hab ich mir dann gedacht: Ja, stimmt schon, aber ich hatte keinen Bock zu lernen.
Vielleicht haben Radiohead ja das Gleiche gedacht. Genug Geld auf der hohen Kante, keinen Stress mehr mit irgendeiner Plattenfirma, nette Soloprojekte. Leute, geht uns bitte nicht auf den Sack mit euren Erwartungen. Wir haben doch schon mehr Klassiker rausgehauen als jede andere, noch lebende Band! Dürfen wir vielleicht auch mal ne Runde locker bleiben?!
Na klar, Jungs! Geht ja auch die Welt nicht von unter, wenn ihr mal nur ein normal gutes Album macht. Aber so ein paar peinliche Nummern sind nun mal echt dabei, und das habt ihr doch nicht nötig.
Na ja, nix für ungut! Und die 3 Pfund waren ja auch echt ihr Geld wert.

Nachtrag: intro.de hat tatsächlich irgendwann eine Plattenkritik nachgelegt, genau genommen sogar zwei, dabei aber m.E. mit beiden ziemlich daneben geschossen.