Sonntag, 25. November 2007

Leservotum: "In Rainbows schon okay"

Mit einer deutlichen Mehrheit haben sich die Blog-Leser entschieden: Das neue Radiohead-Machwerk "In Rainbows" wurde von zwei Dritteln aller Poll-Teilnehmer als "schon okay" bewertet. Der dritte Abstimmer (Name der Redaktion bekannt) fand die Download-Platte hingegen "echt dufte".
Das vielsagende Ergebnis der Umfrage wurde umgehend an das Management der Briten weitergeleitet. Inoffiziellen Quellen zufolge soll Thom Yorke dazu geäußert haben: "Leute, geht uns bitte nicht auf den Sack mit euren Erwartungen. Wir haben doch schon mehr Klassiker rausgehauen als jede andere, noch lebende Band! Aber der dritte Typ is'n cooler Sack."

Samstag, 17. November 2007

65daysofstatic: Fantastischer Lärm

Es ist schon eine Herausforderung, ein Konzert von 65daysofstatic treffend zu beschreiben. An anderer Stelle wurde ein Gastspiel der Engländer, das sich im Juni im Prime Club zutrug, bereits sehr passend und auch recht kurz mit der Überschrift "Ohne Worte" abgefeiert. Viel habe ich dem eigentlich nicht hinzuzufügen.
Die Schwierigkeit beginnt schon damit, wie 65dos musikalisch einzuordnen sind. Das zeigte sich auch an der Zusammensetzung des Publikums gestern Abend im Kölner MTC: Da standen Metalheads neben Birkenstock-Hippies und Britpop-Mädchen neben Rastas. Vor dem Konzert hatte ich die Band auf Anfrage als "Mogwai in brachial" zu beschreiben versucht. Und sie so auch meiner Begleitung schmackhaft gemacht. Tatsächlich gibt es Sequenzen, in denen 65dos für kurze Momente an Mogwai erinnern, aber ansonsten haben sie - bis auf die Tatsache, dass beide Bands keinen Gesang brauchen - wenig gemeinsam.
Die Combo aus Sheffield ist vor allem eines: Extrem. Da gibt es Noise-Rock-Elemente, die dermaßen druckvoll kommen, dass es einen wegbläst. Teilweise erinnert die Brachialität der Gitarren wohl auch an Metal, habe ich mir sagen lassen - mag sein, mit Metal habe ich wenig am Hut, aber wenn es so ist, dann bitte schön. Zwischendurch immer wieder totale Ruhe, umgesetzt mit milden, flirrenden Gitarren-Feedbacks und dezenten, fast schon pathetischen Pianoeinlagen. Und dann brachiale, stampfende Elektro-Breakbeats, die manchmal fast in Technogefilde abschweifen. Metal, Pathos, Techno - alles Dinge, die ich normalerweise nicht brauche. Aber das macht gerade das Faszinierende an 65dos aus - dass sie sich anscheinend inkompatibler Stilelemente bedienen, die nur in ihrem eigenen Kontext zusammen passen. Das alles ist völlig unvorhersehbar, extrem unterhaltsam - und absolut mitreißend. Selten hat mich ein Konzert dermaßen paralysiert wie das gestern. Nach Radiohead bieten 65dos das intensivste und atmosphärischste Live-Erlebnis, das mir bislang untergekommen ist.
Es war natürlich schade, dass die Band nach nur einer knappen Stunde, in denen sie geschätzte 8 oder 9 Stücke kredenzt hatten, ihr Set beendete. Trotz des frenetischen Jubels gab es auch keine Zugaben. Das lag wohl an den Gastgebern, die pünktlich ihre Disco starten wollten. Aber ich habe nur gedacht, 15 Euro für eine dermaßen fantastische Stunde ist noch immer ein verdammt guter Preis. Nächstes Mal werden sie im Frühjahr als Support von The Cure in Riesentempeln wie der unsäglichen König-Pilsener-Arena spielen - wohl noch kürzer und für horrendes Geld. Das muss dann doch nicht sein.

Zur Verstärkung der Vorstellungskraft:
"Don't go down to sorrow"
"Retreat! Retreat!"
"Fix the sky a little" (live)

Fotos vom Konzert im MTC: www.see-scene.de