Sonntag, 24. August 2008

Gehobenes Entertainment mit Wir sind Helden

Wir sind Helden auf der Bonner Museumsmeile, 23.08.2008 (für Kölnische Rundschau)

"Entspricht das, was wir hier veranstalten, in etwa euren Vorstellungen von gehobenem Entertainment?", ruft Judith Holofernes ins Publikum - und bekommt ein ohrenbetäubendes "Ja!" aus rund 5000 Kehlen als Antwort. Mit ihrer Band "Wir sind Helden" hatte die Sängerin die Fans auf dem Museumsplatz gänzlich in der Hand.

Das war sie also, die Gruppe, der seit jeher die Bezeichnung "Konsensband" anhaftet. Und tatsächlich: Bei ihrem Gastspiel auf dem Museumsplatz am Samstagabend herrschte eine derartige Eintracht auf und vor der Bühne, dass es auch den letzten Zyniker in die Flucht schlug.

Dabei schien die Band anfangs anderes im Sinn zu haben: Kurz nach 20 Uhr eröffneten die "Helden" ihr Konzert "Endlich ein Grund zur Panik". Von einem "Zuhause für deine wilden Träume" singt Holofernes darin, und thematisiert damit den Zeitgeist einer visionslosen Jugend, die Gefahr läuft, auf der Suche nach Bedeutung an die falschen Heilsbringer zu geraten.

Solch scharfsinnige, sehr gegenwärtige Texte sind einer der Gründe für die große Popularität der "Helden". Ein weiterer Grund ist das sympathische, vollkommen ungekünstelte Auftreten der Band, die ohne jedes Pathos auskommt. Große Popstar-Gesten? Fehlanzeige. Stattdessen eine Mischung aus Berliner Schnodderigkeit und Akademikervokabular, das Fans von Popstars-Castings wie Chinesisch vorkommen muss. "Wir lockern unsere eigenen Vorstellungen von Erwachsene-Leute-Entertainment", sagte Judith Holofernes denn auch zu ihrem Bonner Publikum.

Die Argumente haben "Wir sind Helden" auf ihrer Seite: Eingängige, tanzbare Popstücke, die einen mitsingbaren Refrain selten schuldig bleiben. Besonders abgefeiert wurden die Radio-Hits der ersten beiden Platten: "Guten Tag", "Denkmal" und "Gekommen um zu bleiben" etwa. Der gut eingespielte Bläsersatz, den sich die Band für die Sommertour leistet, verleiht sowohl ihren eigenen Stücken als auch der grandiosen Covernummer "Why can´t I be you" von The Cure zusätzliche Dynamik. Und bei all dem Pop und all der guten Laune hat ein "Helden"-Konzert sogar zwei, dreimal etwas Tiefe, etwa bei der Ballade "Ein Elefant für Dich".

Insgesamt also ein rundum überzeugendes Gastspiel, das von Jung - es waren erstaunlich viele Kinder da - bis Alt jeden begeistert haben dürfte.