Montag, 30. März 2009

Pink: Star in der Manege

Pink in der Lanxess-Arena zu Köln, 30.03.2009 (für Kölnische Rundschau)

Die Leute müssen sich furchtbar gelangweilt haben, damals, als bei Konzerten einfach nur Musik gespielt wurde. Auf diese Idee kann man durchaus kommen, wenn man die Popsängerin Pink da oben am Trapez hängen und kopfüber singen sieht. Dann setzt sie auch noch zum Bungee-Sprung in den Innenraum der Lanxess-Arena an. 16.000 Fans erstarren zu Salzsäulen.


Was für ein Spektakel: Mit einem Konzert im eigentlichen Sinne hatte das, was die 29-jährige Amerikanerin am Montagabend auf – oder besser: über – der Bühne der Lanxess-Arena tat, wenig zu tun. Im „Fun House“, so der Titel ihres gefeierten neuen Albums, ist alles erlaubt, was unterhält. Und so war der Name war auch in Köln Programm: Die Bühne war ein riesiger Zirkus voller Tänzer und Artisten, Gauklern und Statisten.

Es spricht wohl Bände, wenn Pinks „Konzert“ vielen der 16.000 in der ausverkauften Arena hauptsächlich wegen der atemberaubenden artistischen Einlagen am Trapez in Erinnerung bleiben wird. Das ist fast schon schade, denn was Pink alias Alecia Beth Moore und ihre Band musikalisch boten, wäre auch ohne all die Show-Effekte, die bis ins letzte Detail präzise Choreographie und die etlichen Garderoben der Sängerin den Eintrittspreis wert gewesen.

Pink ist nun mal keine von diesen „gemachten“, austauschbaren Popstars. Spätestens seit ihrem Hit-Album „M!ssundaztood“ aus dem Jahr 2002 ist klar: Die zierliche Blondine hat nicht nur ein herausragendes Soul-Timbre, sie hat auch etwas zu sagen. Ob sie wie in „Family Portrait“ auf bewegende Weise ihre zerrüttete Kindheit aufarbeitet oder sich in ihrem neuen Album intensiv mit der Scheidung von Ehemann Carey Hart auseinandersetzt: Diese Frau ist authentisch, sie ist ein Charakter, in ihrer Stimme klingt ein bewegtes Leben mit.

Und so waren es auch eher die ruhigen, intim anmutenden Momente im Show-Programm, die als musikalische Höhepunkte des Abends in Erinnerung blieben: Besagtes „Family Portrait“ etwa, die rührende Ballade „Crystal Ball“ und ganz zum Schluss die Piano-Nummer „Glitter in the Air“. Selbst wenn Pink auch bei diesen schlichten Stücken für die riesigen Videoleinwände neben der Bühne schauspielerte, entstand doch kurzzeitig so etwas wie Gänsehautstimmung.

Der Rest war Spektakel: Die rockigen Hits wie „Just like a pill“ und „So what“ wurden gebührend bejubelt, die atemberaubenden Show-Einlagen bestaunt. Dazu noch perfekte Interpretationen von Queens „Bohemian Rhapsody“ und Led Zeppelins „Babe I’m gonna leave you“, bei denen auch die reiferen Semester im Publikum auf ihre Kosten kamen.

Trotz oder vielleicht auch wegen der überbordenden Show mit all den Höhenflügen der Sängerin wollte im „Fun House“ Lanxess-Arena keine echte Party-Stimmung aufkommen. Selbst im Innenraum gab es kaum Bewegung und nur sporadische Tanzversuche. Stattdessen wurde geknipst, was die Akkus der Digitalkameras hergaben. Vielleicht gab es einfach viel zu viel zu sehen, um sich auf das Hören zu konzentrieren.