Dienstag, 11. November 2008

Keane live: Lasst Radiohead nicht A-ha covern

Zwischen zeitlos-schönen Melodien und triefendem Kitsch verläuft ein schmaler Grat, auf dem die drei Briten von Keane zumeist recht sicher unterwegs sind. Im Palladium jedoch trampelten die Herren den engen Pfad recht großfüßig breit.

Keane sind große Nostalgiker, und ihre Nostalgie hat die Achtziger als Gegenstand: Als Auftakt erklingt im Palladium das unglaublich kitschige Gitarren-Thema aus dem Streifen „Top Gun", bevor die Band um Sänger Tom Chaplin die Bühne betritt. Hinter ihr, auf der riesigen Video-Leinwand, wird derweilen das „Keane Micro System" hoch gefahren, ein Uralt-PCs nachempfundenes Betriebssystem, das gleich die Botschaft des Abends ausspuckt: „Everything fine, cool, sweet".

In der Tat ist bei Keane an diesem Abend vieles schön: Die Band, verstärkt durch Bassist Jesse Quin, gibt ein Harmonie-beladenes, 80 Minuten dauerndes Set zum Besten; die Lichtshow mit ihren prallen Farben und vielen Effekten ist bunt, das Publikum im fast randvollen Palladium ist dankbar und begeisterungsfähig. Die größten Hits der Band, „Somewhere only we know" und „Everybody's changing", werden inbrünstig mitgesungen. Bei den epischen, zeitlos schönen Darbietungen von „This is the last time" und dem nur mit Akustikgitarre dargebrachten „Bend and break" schaffen Keane Gänsehaut-Atmosphäre.

Zuweilen jedoch will die Band zu viel: Dann scheint es, als wollten Keane die Essenz der gut 25 Jahre zurück liegenden „New Romantic"-Epoche finden, wobei sie jedoch über das Ziel hinaus schießen. Mal schrille, mal sedierende Synthie-Einlagen und der vollkommen überhallte Sound machen es immer schwerer, Stücke voneinander zu unterscheiden. Und wo ihre Vorbilder - offenbar Gruppen wie Duran Duran oder Spandau Ballet - auf Pastelltöne setzten, blenden Keane mit intensiven Farben und hitzigen Video-Einspielungen und lenken damit teilweise völlig von ihrer Musik ab.

Keane klängen, als coverten Radiohead A-ha: So formulierte es einmal der britische „New Musical Express". Gerade wenn zwei so unterschiedliche Epochen zusammen funktionieren sollen, kommt es auf das Maß an. Hier trugen Keane insgesamt zu dick auf.

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