Dienstag, 11. November 2008

Patrice in Köln: Vom Jüngelchen zur Rampensau

„Ich habe zwei Persönlichkeiten, die sehr oft miteinander kämpfen", brüllt der zuvor noch so schüchtern wirkende Patrice beim Bad in der Menge. So lange sein innerer Kampf so mitreißend ist wie am Donnerstag im ausverkauften E-Werk können wohl zumindest Patrice' Fans mit dessen Persönlichkeitsspaltung hervorragend leben.

Tatsächlich zeigte sich der 29-jährige Singer/Songwriter an diesem Abend zwei sehr verschiedene Seiten von sich, die auf den ersten Blick schwer vereinbar scheinen: Da stand anfangs der schüchterne Junge mit der zugeknöpften Zirkusjacke auf der Bühne, der sich kaum bewegen mochte und sich an seiner kleinen Konzertgitarre festhielt. Der mit leise gezupften Akkorden und zerbrechlicher Stimme beschwor, dies sei „ein Konzert und keine Show" – und das sei ein ziemlicher Unterschied. Hier gehe es schließlich um Musik und nicht um Entertainment.

Eine gute Stunde später hat Patrice seine Meinung offensichtlich geändert: Im Oberhemd stürmt er über die anscheinend viel zu klein gewordene Bühne, springt, tanzt und brüllt Dinge wie „Make some noise" oder „Everybody clap your hands". Die Menge tobt, wirft die Arme in die Luft, lässt sich von dem zur Rampensau gewordenen Patrice dirigieren und bejubelt jede seiner nun doch größeren Gesten. Seine 2000 Fans im E-Werk tanzen, singen und „feiern das Leben", wie Patrice es von ihnen möchte.

Musikalisch ging es indessen noch vielseitiger zu an diesem denkwürdigen Abend: Von balladesken Popnummern wie „Wings of a dove" über Patrice' Reggae- und Skanummern früherer Alben bis hin zu den eher Funk- und Soul-beeinflussten Nummern seines neuen Albums „Free Patri-Ation" reichte das Repertoire. Mit „Pressure Drop" von Toots & The Maytals brachten Patrice und seine hervorragend aufgelegte Band auch einen echten Sixties-Ska-Klassiker.

Für den in New York und Kerpen lebenden Sänger war es ein triumphales, fast zweistündiges Heimspiel: „Ich kenn ja die Hälfte on euch!", freute sich Patrice beim Bad in der Menge. Die 2000 Fans, die das fast zweistündige Konzert im E-Werk miterlebten, kennen den Sänger nun auch etwas besser.

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