Dienstag, 7. April 2009

The Virgins: Donald Cumming will Spaß

The Virgins im Gebäude 9, 07.04.2009 (für Kölnische Rundschau)

Man könnte glauben, auf einer Motto-Party gelandet zu sein. Knallenge Jeans, Jennifer Grey-Gedächtnis-Dauerwellen, riesige Brillen, gepunktete Minnie Mouse-Kleidchen und hartnäckig gegeelte Schnittlauchlocken werden im Gebäude 9 zur Schau getragen. Doch dies ist keine dieser typischen 80er-Partys und die meisten der Anwesenden haben das Jahrzehnt auch bestenfalls in der Wiege erlebt. Dies ist das Konzert der zurzeit angesagtesten Newcomer aus New York: „The Virgins“ haben die Zeit um 1980 zwar auch nicht selbst miterlebt, wissen aber sehr gut, welche Musik gespielt wurde.


Donald Cumming stakst ungelenk und wie elektrisiert auf der Bühne herum, bewegt sich wie ein Roboter, joggt auf der Stelle und legt dann kess die Hände in die Hüften. Er trägt einen dunklen Overall mit Hemdkragen, unter dem ein weißes T-Shirt hervorlugt. Die Ärmel hat er hochgekrempelt, an seinem Handgelenk baumelt ein Goldkettchen. Er singt über „Teen Lover“ und teure Mädchen und seine exzentrische, nasale Stimme klingt wie eine Mischung aus David Byrne und Joey Ramone.

Dass „The Virgins“ nach „The Strokes“ das nächste große Ding aus New York sein sollen, hat sich in Köln noch nicht so ganz herumgesprochen. Gerade mal 250 Fans sind nach Deutz gekommen, um Cumming und Kollegen live zu sehen. Wer nicht selbst im stilechten Endsiebziger respektive Frühachtziger-Look aufläuft, sympathisiert zumindest mit dem Sound dieser Ära, mit Disco, New Wave, Funk und Post-Punk. Genau das haben „The Virgins“ zu bieten: Auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum vereinigen sie beinahe alle um 1980 populären Stilrichtungen, klingen dabei mal nach den Talking Heads, mal nach AC/DC, mal nach KC & The Sunshine Band.

Was auf Platte zuweilen ein wenig gekünstelt klingt, entfaltet im Gebäude 9 seine volle, partytaugliche Wirkung: Ihren Insider-Hits wie „Rich Girls“ und „Private Affair“ verpasst die Band live dermaßen viel Groove und Energie, dass die Luft brennt. Die drahtigen Funk-Riffs kommen messerscharf. Bass und Schlagzeug – auf dem Album mit Weichspüler-Sound – lassen funky und erdig das Mauerwerk des Gebäudes erbeben. Dazu Cumming als engagierter Vorturner, „catchy“ Refrains und zum Schluss eine dermaßen druckvolle Coverversion von INXS’s „Devil Inside“, dass die Australier vor Neid erblassen würden. Nach 45 Minuten ist leider schon alles vorbei, „The Virgins“ haben nun mal erst ein Album.

Was das Tourmanagement geritten hat, ausgerechnet das witzlose Saarbrückener Duo Pretty Lightning im Vorprogramm spielen zu lassen, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Deren ausdrucksloser „White Stripes“-Abklatsch jedenfalls war auf dieser 80er-Party völlig deplatziert.

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