Donnerstag, 20. Mai 2010

Konzerttipps: Ringo & Pantéon Rococó

Kolumne "Aachen Szene" für Aachener Nachrichten; erschienen am 20.05.2010

Auch 40 Jahre nach ihrem Ende ist das Erbe der Beatles allgegenwärtig. Das wollen die fünf Aachener von der Tributband Ringo am Sonntag im Jakobshof unter Beweis stellen. Eine atemberaubende Mischung aus Latino-Rhythmen, Ska und Punk haben unterdessen Pantéon Rococó aus Mexiko zu bieten, die am kommenden Dienstag im Musikbunker Station machen.


Zwei der „Fab Four“ haben ja leider bekanntlich schon das Zeitliche gesegnet, aber Ringo Starr lebt noch. Vielleicht ist das der Grund, warum fünf Aachener ihre Beatles-Coverband ausgerechnet nach dem Schlagzeuger mit dem markanten Vornamen benannt haben. Auch bei Ringo lebt die Musik der Beatles auf, als gehöre sie in unsere Zeit, als hätte es alles, was danach kam, nie gegeben – oder wenigstens nicht gebraucht.

Doch was unterscheidet die fünf Jungs von den unzähligen anderen Beatles-Coverbands, die weltweit durch Stadtfeste und Bierzelte tingeln, sich als „Fab Four“ verkleiden und die Gesten ihrer Vorbilder imitieren? Warum sind Ringo mehr als eine Nummern-Revue für Nostalgiker?

„Uns geht’s ausschließlich um die Musik“, erklärt Schlagzeuger Andy Reinhardt, „nicht um ein blödes Theaterstück.“ Die fünf haben Ringo nicht gegründet, um mit einer Beatles-Show Geld zu verdienen, sondern ausschließlich „aus Spaß an der Sache“. Und folglich spielen Ringo auch nur die Stücke, die sie selbst am überzeugendsten finden, das jedoch so originalgetreu wie es eben geht. Und eben ohne Kostüme oder peinliche Showelemente.

„Coolness“ der Beatles wiederentdeckt
Ringo sind neben Andy Reinhardt noch Markus Sander (Gesang, Gitarre), Thomas Wosnitza (Bass, Gesang), Mark Aretz (Gitarre, Gesang) und Jonas Lorenz (E-Piano, Orgel) und damit allesamt junge Aachener Musiker, die man aus gefragten Combos wie Senor Torpedo, Soulbuzz oder Sundown kennen könnte. Ihre musikalische Klasse erlaubt es ihnen auch, so unterschiedliche Stücke wie „She loves you“ aus der Frühphase und „Tomorrow never knows“ aus der Spätphase der „Fab Four“ authentisch zu interpretieren.

Dass Ringo auch ein junges Publikum mitreißen, liegt wohl auch daran, dass sie die „Coolness“ der Beatles wiederentdeckt haben. Und so fanden sie es wohl auch ziemlich cool, wie ihre Vorbilder auf einem Dach zu spielen: Ihr Auftritt hoch über dem Aachener Marktplatz sorgte 2008 in jeder Hinsicht für Aufsehen.

Ringo spielen am Sonntag, 23. Mai, um 20 Uhr live im Jakobshof auf.

Szenenwechsel: Mexiko, Mitte der Neunzigerjahre. In dem mittelamerikanischen Land begehren die Zapatisten gegen neoliberale Tendenzen und soziale Ungerechtigkeit auf. In ihrer Mitte gründen sich etliche politische Bands und werden zu Sprachrohren der indigenen Bevölkerung Mexikos. Eine von ihnen ist Pantéon Rococó, denen international eine große Karriere bevorsteht.

Schweißtreibendes Fitnessprogramm
15 Jahre später ist die zwölf Mann starke Combo Stammgast auf den größten Festivals der Welt. Ihre Mestizo-Musik, eine Mischung aus lateinamerikanischen Rhythmen wie Salsa, Rumba, Samba und Cumbia mit Anleihen aus Ska, Rock und Reggae hat auch in Deutschland zahlreiche Fans. Den anheizenden Gesang und die häufig politischen spanischen Texte versteht zwar längst nicht jeder, aber so viel hat sich herum gesprochen: Pantéon Rococó sind mitreißend, atemberaubend und unbedingt tanzbar – solange man nicht aus der Puste kommt.

Denn ein Markenzeichen der Mexikaner ist ganz klar ihr halsbrecherisches Tempo, mit dem sie ihre Offbeat-lastigen Stücke durch den Konzertsaal peitschen. Dazu die schwindelerregenden Trommeleinlagen gleich mehrerer Percussionisten, zackige Bläsersätze – und das schweißtreibende Fitnessprogramm mexikanischer Prägung ist perfekt. Fans eher lässiger Reggae-Rhythmen oder von britisch-coolem Ska sind da jedenfalls schnell überfordert. Pantéon Rococó treiben den Puls in die Höhe und zielen direkt auf die Beine, auf dass auch der letzte im Saal ihre feurige Leidenschaft zu spüren bekommt.

Abgesehen von ihrer politischen Motivation – die Band klagt soziale Ungerechtigkeit auch heute noch unverhohlen an – sind Pantéon Rococo aber alles andere als bierernst unterwegs. Ihre amüsante Coverversion von Bobby Hepps Soulklassiker „Sunny“ ist nur ein Beweis dafür.

Pantéon Rococó machen am kommenden Dienstag, 25. Mai, um 20.30 Uhr im Musikbunker Station.

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