Montag, 21. Januar 2008

Of Montreal - Satanic Panic In The Attic (2004)

Dem Namen nach erwartete ich irgendwas Kanadisches, irgendeine wirre, aber sympathische Freigeisterei, wie sie Kanadier zuweilen kredenzen.

Was ich bekam, war eine Band, die ich mir anfangs vorstellte wie eine kleine, lustige Truppe von stecknadelkopfgroßen Männlein, die ihre winzigen Instrumente und Verstärker in meinem Gehörgang aufgebaut haben und dort nun immer mal wieder ein bisschen zocken. Sie sind große Fans von Timothy Leary, von den Kinks und den Beatles - und haben es irgendwie geschafft, ganz Ähnliches zu treiben wie ihre großen Vorbilder. Nur sind sie ja ganz klein und niedlich, und anfangs mag man sie noch nicht so ganz ernst nehmen und belächelt sie ein wenig.

Um zu "Satanic Panic" zurück zu kommen: Der Wendepunkt in der Wahrnehmung dieser Platte liegt ziemlich genau zwischen dem Schluss des zweiten Stücks "Lysergic Bliss" mit seinem wilden Chorgesang und dem Anfang von "Will you come and fetch me". An dieser Stelle beginnt etwas, das zeitweise an die magischen Momente der "Abbey Road" erinnert - wenn auch an eine Miniaturausgabe des Beatles-Monuments.

Man mag ihnen einen ungeheuren Zitate-Verschleiß vorwerfen, aber man muss Of Montreal (die natürlich gar keine Kanadier sind) wirklich zu Gute halten, dass sie es raus haben, marmeladenklebrige Ohrwürmer zu komponieren, die sich im Gehörgang geradezu fest zecken. Der Legende nach hat Sänger und Songwriter Kevin Barnes diese Platte fast alleine produziert und eingespielt. Sie wäre definitiv ein fantastisches Gesellenstück für einen Lehrling der Paul McCartney-Gedächtnisschule. Dem Direktor dürfte das Ganze zwar ein bisschen zu ironisch vorkommen, aber hey, das ist man der Gegenwart schuldig. Nur zitieren wäre ja auch irgendwie langweilig.

"Satanic Panic in the Attic" ist mit catchy Melodien geradezu vollgestopft. Was beim ersten Hören noch ein wenig konfus und verspielt wirkt, entpuppt sich nach und nach als Ansammlung zwingender Pointen. Die wichtigste Wirkung entfaltet dabei der stets mehrstimmige Gesang Kevin Barnes', der ein grandioser Nostalgiker sein muss. Instrumental werden die letzten verbleibenden Lücken mit jeder Menge weiterer Melodeien geschlossen. Das ist immer fluffig und nie zu schwer, und manchmal rockt oder funkt es sogar ein bisschen. Sound und Produktion sind gerade noch zeitgemäß und trotzdem halbwegs Sixties-authentisch.

Fazit: Sixties-affine und gegen Hippiegestik wenigstens tolerante Musikfreunde bekommen hier großartige und sehr nostalgische Popmusik, die die leichten Momente des Lebens noch ein wenig mehr erleichtert. In Amerika heißt "Pop" auch "Limo" - und hier wird mit zuckersüßen Melodien dermaßen rumgesaut, dass nachher alles klebt. Sogar dann noch, wenn man glaubt, alles sauber gemacht zu haben. Vielleicht ist dies deswegen noch keine 'bleibende' Musik, aber hartnäckig ist sie allemal.

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