Donnerstag, 11. März 2010

Aachen Szene: Gero Körner und xrFarflight

Kolumne "Aachen Szene", erschienen in Aachener Nachrichten, 11.03.2010

In der Musik ist etwas möglich, von dem Menschen schon immer geträumt haben: Man kann sich mit ihr auf Zeitreisen begeben. Genau dazu laden der einheimische Jazzer Gero Körner und das Hamburger Duo xrFarflight mit ihren bevorstehenden Konzerten ein - und wählen dabei recht unterschiedliche Reiseziele.


Cluburlaub oder Rundreise? Diese Frage sollte am Anfang jeder Zeitreise stehen. Für Gero Körner war das Ziel - zumindest im Falle seines neuen Albums "Truth" - von Anfang klar: In die Sechziger und frühen Siebziger zog es ihn. Auch einen Ort hatte er fest im Blick: Nach Memphis wollte er, in die Heimat von Booker T. & The MGs, die den Soul Jazz mit frischer Leichtigkeit und ungeheurem Groove erst richtig populär machten. Und die fast nebenbei auch als Studio-Band von Otis Redding, Wilson Pickett und Isaac Hayes Musikgeschichte schrieben.

Eine Hommage an jene goldene Epoche des Memphis Soul ist "Truth" geworden. Das trifft nicht nur für die beschwingten Kompositionen zu, die so stilecht sind, dass sie die Jahrzehnte überdauert haben könnten, auch die Produktion des Albums erspart sich modernen Schnickschnack, klingt authentisch nach einer Zeit, in der Synthesizer und digitale Aufnahmetechnik noch Zukunftsmusik waren.

Neben der illustren Band um den 33-jährigen Monschauer Hammond-, Rhodes- und Keyboardvirtuosen bürgt dafür die amerikanische Soul-Diva Soleil Niklasson, deren sexy Timbre mal energisch, mal schwelgend an Größen wie Gladys Knight oder Shirley Bassey erinnert.

Maestro Körner, ansonsten gleichermaßen in Jazz-, Klassik- und Rockkreisen zu Hause und euregionalen Hörern nicht erst seit seinem Einstieg bei den Krautrock-Legenden von Ruphus Zuphall ein Begriff, setzt hier also einmal ganz auf Cluburlaub: Wer mitreisen möchte, wird am Samstag, 13. März, um 20 Uhr im Jakobshof (Stromgasse) abgeholt.

"Kontinente und Jahrzehnte zu benennen, in denen xrFarflight's Musik zielgenau zu verorten wäre, ist glücklicherweise weder nötig noch möglich", sagen Daniel Gädicke und Karsten Genz über ihre Reiseroute. Man sollte sich die Musik des Hamburger Duos vielleicht eher wie eine kleine Weltreise vorstellen: Allerdings weniger im komfortablen Jumbo-Jet als viel mehr im gemütlichen VW Bulli. Hier machen die beiden Reiseführer noch alles selbst: Gädicke und Karsten Genz laden zu einer gemütlichen Individualtour, die in den psychedelischen Sechzigern, bei Pink Floyd und Soft Machine beginnt und dann kreuz und quer durch die Musikgeschichte zickzackt, um schließlich bei aktuellen Indie-Helden wie Elliott Smith oder Motorpsycho anzukommen.

Dabei bezeichnet sich das Hamburger Duo als das "kleinste Quintett der Welt": In der Tat ist es zuweilen rätselhaft, wie die zwei jungen Herren mit der üblichen Zahl an Gliedmaßen gleichzeitig Schlagzeug, Gitarre, Orgel, Basspedal, E-Piano und manch anderes bedienen und dabei auch noch beide singen. Das Resultat - sie selbst nennen es "Miniaturrock" - ist jedenfalls sowohl akustisch als auch optisch überaus faszinierend. Hier werden dem Hörer nicht immer virtuos, aber mit viel Leidenschaft Kleinode der Musiklandschaft präsentiert: Zuckersüße Melodien treffen auf "verspielte Soundeskapaden", Schrammelgitarren auf lieblichen Chorgesang.

Und weil die Jungs so sympathische Indie-Jungs sind, kann man sich auch noch ihr komplettes Album kostenlos auf ihrer Homepage www.xrfarflight.com herunterladen.

Wer also Lust auf eine musikalische Rundreise mit viel Spielraum für Kursänderungen hat, sollte am Freitag, 12. März, um 20 Uhr in der Raststätte, Lothringerstraße, auf xrFarflight warten.

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