Donnerstag, 8. Juli 2010

Ulrike Haller und Sick Of It All...

Serie "Aachen Szene" für Aachener Nachrichten; erschienen am 8.7.2010

Feinsinniger Akustik-Pop von Ulrike Haller und Sohn Martin auf der einen, New York Hardcore von Sick of it all auf der anderen Seite: Unterschiedlicher, aber auch viel versprechender könnten die wichtigsten Konzerte in den nächsten Tagen kaum sein.

In der hiesigen Gypsy Swing-Szene ist Ulrike Haller schon lange kein unbeschriebenes Blatt mehr: Nicht nur an der Seite der renommierten Gitarristen Lulo Reinhardt und Birély Lagrène hat sich die Aachener Sängerin mit der klassischen Gesangsausbildung in den vergangenen Jahren einiges Ansehen verschafft. Mittlerweile erfreut sich Haller bei ihren Heimspielen in ihrem Stamm-Etablissement, dem Franz, einer wachsenden Fangemeinde.

Ebenda wagt sich Ulrike Haller nun mit ihrem 19-jährigen Sohn Martin auf die Bühne – und widmet sich erstmals einer ganz anderen Spielart: dem Akustik-Pop. Auf dem Programm stehen dabei überwiegend eigene Stücke, die sie mit ihrem Filius „gemeinsam am Küchentisch“ geschrieben und komponiert hat.

Mutter und Sohn gemeinsam auf einer Bühne? Es ist sicher keine alltägliche Kombination, die das Publikum am Freitagabend im Franz erwartet. Wie es dazu kam, erklärt Ulrike Haller so: Jeder habe zwar seine unterschiedlichen Einflüsse, „doch wir ergänzen uns inspirieren uns einfach musikalisch.“ Dabei spiele der Altersunterschied überhaupt keine Rolle.

Ob nun Jazz oder Pop – textlich bleibt sich Ulrike Haller auch in ihrem jüngsten Projekt treu: „Ich schreibe das, was ich fühle“, sagt sie, „und um dem Publikum etwas zu sagen.“ So handeln ihre Stücke meistens von der Liebe, denn das sei nun mal „die wichtigste Inspiration, die einem das Leben gibt.“

Die familiäre Kombination aus Erfahrung und Jugendlichkeit kann sich hören lassen: Ulrike Hallers geschulte und gleichsam eigentümliche wie berührende Stimme ergänzt sich in der Tat hervorragend mit den eingängigen Arrangements ihres blutjungen Sohnes Martin. Der Junior beweist ein beachtliches musikalisches Talent und die Sängerin stellt auf beeindruckende Weise ihre Vielseitigkeit unter Beweis.

Bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt setzen Haller und Haller übrigens auf namhafte Unterstützung: Mit von der Partie werden der bekannte Jazz-Percussionist Harald Ingenhag und der nicht minder renommierte australische Pianist Sean Mackenzie sein. Los geht es am Freitag um 20 Uhr.

Legenden des New York Hardcore
Von feinsinnigem Akustik-Pop zu aggressivem Hardcore mit ist es ein weiter Weg. Dennoch gehört das Gastspiel der New Yorker von Sick of it all gleichfalls zu den spannendsten Konzerten der nächsten Tage: Denn die Mitte der Achtzigerjahre in Queens gegründete Combo gilt als eine der wichtigsten noch aktiven Vertreter der Hardcore-Szene und schafft es, Anhänger der mittlerweile aufgesplitterten Bewegung unter ihrer Fahne zu vereinen.

Pünktlich zum 25-jährigen Jubiläum haben Sick of it all im April ihr nunmehr 17. Album veröffentlicht: Das „Based on a true story“ benannte Werk begeisterte nicht nur Kritiker und schaffte den Einzug in die deutschen Top-40 – es bewies vor allem eines: Auch nach einem Vierteljahrhundert Bandgeschichte sind die New Yorker Hardcore-Urgesteine kein bisschen leise und qualitativ kaum zu toppen. Und sie sind sich treu geblieben: Noch immer hauen Sick of it all wütende Hardcore-Hymnen raus, mit denen sie Fans der ersten Stunde und junge Hörer gleichermaßen begeistern.

Die Geschichte der Band begann 1985 in einem Proberaum in Queens. Bereits kurze Zeit später wurden Sick of it all zu gefeierten Lokalmatadoren im legendären New Yorker Punkschuppen CBGB’s. Ihren internationalen Durchbruch schaffte die Band 1992 mit ihrem Album „Just look around“, mit dem es ihnen gelang, auch Anhänger aus der Metal-Kurve mitzureißen. Nach dem Meilenstein „Scratch the Surface“ aus dem Jahr 1994 fanden sich Sick of it all schließlich neben Weltstars wie Rage against the Machine oder Aerosmith auf gigantischen Festivals wieder.

Trotz dieser Erfolge blieb die Combo sich selbst und der Szene treu, kollaborierte mit Artgenossen wie Napalm Death oder den Cro-Mags und tourte unermüdlich um die Welt. Ihr Legendenstatus in Hardcore-Kreisen verschaffte ihnen 2007 sogar ein Tribut-Album, auf dem sich namhafte Gruppen wie Hatebreed oder Sepultura an Coverversionen ihrer Stücke versuchten.

Für viele ist Sick of it all bis heute die Hardcore-Band schlechthin – und so kann man ihr Gastspiel im Musikbunker am heutigen Abend durchaus als eine Art Lehrstunde betrachten. Kaum eine aktive Hardcore-Combo hat so viele Nachahmer und Nachfahren in der Szene beeinflusst – und tut es noch.

Sick of it all spielen heute Abend im Musikbunker auf. Als Support sind ab 20 Uhr Ays & The Ice mit von der Partie.

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