Donnerstag, 19. August 2010

Streetlight Manifesto

Serie "Aachen Szene" für Aachener Nachrichten; erschienen am 19.8.2010

Wie wäre es heute Abend mit einem etwas anderen Fitnessprogramm im Musikbunker? Dort stehen zwar keine Aerobic-Damen im Leibchen, sondern die sieben Kerle von Streetlight Manifesto auf der Bühne – doch die dürften mit ihrem Hochgeschwindigkeitsmix aus Punk, Ska und Weltmusik-Stilen für ein schweißtreibendes Programm sorgen.

Wollte man die Musik des Septetts aus New Jersey mit einem Wort beschreiben, müsste dies wohl zwangsläufig lauten: zackig. Sicher, da sind Punkrock und Ska mit im Spiel, Spielarten also, die ja per se eher schnell von der Hand gehen. Aber wer genau hinhört, entdeckt eben auch Klezmer, Latinrhythmen, Funk- und Jazzeinflüsse und sogar hier und da ein Fünkchen Klassik. Das alles ist jedoch dermaßen verquirlt, dass der eine oder andere schon beim bloßen Hinhören aus der Puste kommt. Wer dazu tanzen will, sollte schon eine beachtliche Kondition mitbringen.

Streetlight Manifesto sind eine dieser postmodernen Bands, die alles in einen Mixer werfen, was ihnen gefällt und daraus einen ziemlich starken Cocktail mit ordentlich Umdrehungen kredenzen. Dass das Ergebnis dennoch überaus bekömmlich ist, liegt sicher daran, dass alle Mitwirkenden ihr Handwerk exzellent beherrschen und in der Feinabstimmung der Zutaten echtes Können beweisen. Allen voran gilt das wohl für Sänger und Gitarrist Thomas Kalnoky, dereinst Frontmann der Skapunk-Legende Catch 22, die der Szene schon in den Neunzigern massig Ohrwürmer hinterlassen hat.

Charakteristisch für den Sound von Streetlight Manifesto ist neben der stilistischen Vielfalt der ausgeprägte Hang zu eingängigen Melodien: Das gilt sowohl für den Gesang und die Refrains als auch für die schmissigen Bläserlinien der Truppe: Gleich vier der sieben Musiker machen sich an Saxophonen, Posaunen und Trompeten zu schaffen und sorgen ein ums andere Mal für ohrwurmverdächtige Einlagen. Insofern ist das Septett Vorgängertruppen wie den Mad Caddies nicht ganz unähnlich. Man könnte auch sagen, sie klingen ein bisschen nach einer Neo Swing-Combo, die ins Punkrock-Fass gefallen ist – oder umgekehrt.

Dabei sollte es eigentlich gar nicht so weit kommen: Ursprünglich hatten sich die Musiker um Thomas Kalnoky 2002 getroffen, um gemeinsam ein Album einzuspielen – und dann wieder ihrer Wege zu ziehen. Doch nach „Everything Goes Numb“ (2003) nahm die Truppe auf einmal Fahrt auf: Ausverkaufte Konzerte, eine rasant wachsende Fangemeinde und schließlich das Zweitwerk „Keasbey Nights“ (2006) ließen die Idee von einem Nebenprojekt schnell in Vergessenheit geraten.

„Somewhere In The Between“ (2007) etablierte die Band endgültig auf den Bühnen vieler großen Festivals. 2009 beteiligten sich Streetlight Manifesto an dem Sampler „99 Songs of Revolution“, wo man sich neben Szenegrößen wie NOFX und den Squirrel Nut Zippers, aber auch großen Namen wie Radiohead und Paul Simon in illustrer Gesellschaft wiederfand.

Heute Abend machen Streetlight Manifesto im Musikbunker, Rehmannstraße, Station. Ab 20.30 ist zudem Dan Potthast mit von der Partie. Handtuch und Ersatz-T-Shirt nicht vergessen.

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