Donnerstag, 1. April 2010

Konzerttipps: The Blue Van, Jane Walton, Montreal, Mofa und Bernd Begemann

Kolumne "Aachen Szene", erschienen in Aachener Nachrichten, 01.04.2010

Wer die Feiertage für einen Kurzurlaub im Süden oder einen Besuch bei den lieben Verwandten nutzt, bekommt vielleicht schönes Wetter oder leckeren Kuchen – die bessere Musik jedoch gibt’s wie so oft in der Heimat: Gleich vier Konzerte stehen auf dem Programm, für die sich eine kurzfristige Planänderung lohnen würde.


Aus dem Land nördlich von Flensburg kommen The Blue Van, die wie so viele skandinavische Combos ganz ordentliche Ohrwürmer in petto haben. Die verpacken sie in einen Retro-Rocksound, der stark an die Siebziger erinnert. Damit sind sie den schwedischen Kollegen von Mando Diao und The Hives nicht ganz unähnlich, jedoch weniger süffig als Erstgenannte und weniger punkig als Letztere. Stattdessen setzen The Blue Van mehr auf einen vergleichsweise trockenen, authentischen Sound und erinnern tatsächlich mehr an T. Rex oder Led Zeppelin als an irgendeine zeitgenössische Truppe.

Ach ja, recht erfolgreich sind die vier Zimmermann-, Trucker- und Bauernsöhne aus Dänemark mit ihrer Retro-Rockshow übrigens auch. Die 2003 gegründete Band kann nicht nur auf zahllose Konzerte rund um den Erdball und drei Alben verweisen, auch im Fernsehen kann man sie zuweilen hören: Ihre Lieder wurden in Serien wie „Beverly Hills 90210“, „CSI NY“ und „Scrubs“ eingesetzt. The Blue Van gastieren heute Abend um 20 Uhr im Musikbunker.

Berlin ist das New York Deutschlands: Hier legen sie an, die Suchenden aller Länder, die auf eine neue Welt hoffen – und sie sich dann dort einfach selber schaffen. Deswegen kann sich eine Band wie Jane Walton auch nur in der Hauptstadt gründen: „Der Haufen Freaks“, als den sie sich selbst bezeichnen, rekrutiert sich aus zwei Schweizern, einer Deutsch-Polin, einem Halbindianer aus dem Allgäu, einem Amerikaner und einem Deutschen und kredenzt – man lese und staune – einen Multikult-Mix namens „Speedrumpelpolkacountrytrashcircusmusique“.

Man ahnt es schon, Techno-Fans und Jazz-Mathematiker dürften damit nicht glücklich werden. Wer jedoch Freude an einer gnadenlos unvirtuosen Stilmelange mit Party-Garantie hat, wird bei Jane Walton voraussichtlich lustvoll das Tanzbein schwingen. Schon um herauszufinden, welch tragikomisches Schicksal die Namensgeberin, eine gefragte Schauspielerin der Fünfzigerjahre, ereilt hat, lohnt sich der Weg in den Malteserkeller, wo die bunte Truppe am Ostersonntag Station macht.

Zur gleichen Zeit spielen zwei schwer angesagte Newcomer-Bands im Jakobshof auf, die im Musikfernsehen zurzeit rauf und runter gesendet werden. Sowohl Montreal als auch Mofa haben zwar das Pop-Punk-Rad, an dem sie drehen, nicht neu erfunden. Aber weil sie mit ihren deutschen Texten offenbar den Nerv der Zeit treffen, gehen die Combos karrieremäßig ziemlich steil.

Dabei haben die beiden Hamburger Bands durchaus unterschiedliche Werdegänge hinter sich: Montreal aus Hamburg haben jahrelang Fleißkärtchen gesammelt, seit ihrer Gründung Hunderte Konzerte absolviert, oft vor namhaften Bands wie Bloodhound Gang, Samiam oder Ignite. Mofa hingegen hatten vor zwei Jahren die (geniale) Idee, ausschließlich in albernen Tennisklamotten aufzutreten. Zusammen mit ihrem formidablen Hit „Tiger“ besorgte ihnen dieser Spleen umgehend Kultstatus – und nun schauen sie sich die MTV-Rockcharts von oben an.

Wer Spaß an geradlinigem, melodischen Pop-Punk mit deutschen Texten und Charts-Siegel hat, kann beide Bands am Ostersonntag im Jakobshof erleben.

Bleibt noch „der Bernd“, wie seine Fans ihn am liebsten nennen. „Der elektrische Liedermacher“ Bernd Begemann ist jemand, den man entweder liebt oder hasst. Seine Fans lieben den gebürtigen Ostwestfalen, weil er ebenso intelligent wie empathisch von Dingen singt, die viele sich nur zu fühlen trauen. Seine Gegner hassen ihn, weil er dabei manchmal klingt, als hätte Jürgen Drews zu viel Haschisch geraucht und anschließend ein Glas Kirschmarmelade hinterher gekippt.

Unumstritten hingegen sind Bernd Begemanns Verdienste um die deutschsprachige Popmusik: Bereits seit Mitte der Achtziger beweist der selbsternannte „Frauenversteher“, das gefühlige deutschsprachige Texte mit Witz und Charme versehen nicht zwingend ein Fall für die ZDF-Hitparade sind. Lob verdient auch der Titel seines jüngsten Albums „Ich erkläre diese Krise für beendet“. Gemeinsam mit seiner Band Die Befreiung bringt Begemann am kommenden Mittwoch obendrein auch noch ein „musikalisches Konjunkturpaket“ mit in den Jakobshof, auf das man durchaus gespannt sein kann.

Keine Kommentare: