Freitag, 4. Juni 2010

Julia A. Noack

Serie "Aachen Szene" für Aachener Nachrichten; erschienen am 4.6.2010

Mit ihren betörenden Kleinoden im Liedformat hat die gebürtige Mönchengladbacherin Julia A. Noack erst ihre Fans und dann die Fachpresse für sich gewonnen. Nun ist ihr zweites Album draußen, mit dem die Sängerin deutschlandweit den Durchbruch schaffen sollte - wenn alles normal läuft. Am Freitag gastiert Noack mit ihrer Band im Jakobshof.

Früher nannte man solche Leute Liedermacher, heute gehen sie „neudeutsch“ als Singer-Songwriter durch – und bei aller Vielfalt zeichnet die Musikergilde, der Julia A. Noack angehört, eines aus: Die Rückkehr zum einfachen Popsong, zu schlichten und dabei eingängigen Melodien, die ohne viele Instrumente und überflüssiges Beiwerk auskommen.

Doch während viele ihrer Kollegen sich an den großen Vorbildern aus den Sechziger- und Siebzigerjahren orientieren, große Gefühle und politische Botschaften zum Besten geben, ist die Wahl-Berlinerin in der Gegenwart zu Hause: Pathos und große Gesten sind nicht ihre Sache, Betroffenheit und Trauer genauso wenig. Ein bisschen Melancholie erlaubt sie sich, aber im Großen und Ganzen ist Julia A. Noack eine schlichte und bezaubernde Pop-Attitüde eigen, die ihr Heil eher in ironischen Anspielungen denn in offenherziger Authentizität findet.

In der Praxis klingt das ganz einfach eingängig. Im Mittelpunkt ihrer Stücke steht immer ihre starke, natürliche Stimme, umgarnt von der zentralen Akustikgitarre und einer Band, die sich nicht aufdrängt. Ein erdiges Schlagzeug, ein ruhig wummernder Bass, unafgeregte Orgelklänge und hier und da – quasi als Zeitstempel – ein paar dezente elektronische Einsprengsel: Das reicht ihr völlig, um ihre Melodien und ihre durchweg lyrischen englischen Texte in Szene zu setzen.

War Noacks Debütalbum „piles & pieces“ aus dem Jahr 2007 noch weitgehend das, was der Titel besagt, so klingen die Stücke ihres im Mai erschienen Zweitwerks „69,9“ reif und homogen. Die Fachpresse jedenfalls jubiliert: Von „Seele und wunderbaren Melodien“ ist auf flamingyouth.de die Rede und intro.de fühlt sich gar an die guten Momente der Singer-Songwriter-Königin Aimee Mann erinnert. Letzterer ähnelt Noacks Musik in der Tat – auch stimmlich gibt es Parallelen.

Von Mönchengladbach über die USA, Paris, Athen und Köln führte ihr Weg sie schließlich in die bundesdeutsche Hauptstadt, wo sie sich offensichtlich pudelwohl fühlt. Im Jakobshof gibt es nun ein Wiedersehen mit der weitgereisten Rheinländerin. Ihr Konzert am Freitag beginnt um 20 Uhr.

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