Donnerstag, 17. Juni 2010

Señor Torpedo

Serie "Aachen Szene" für Aachener Nachrichten; erschienen am 17.6.2010

Elektronische Musik und eine erdige Instrumentierung passen nicht zusammen – könnte man meinen. In Aachen weiß man es schon lange besser: Das einheimische Quintett Señor Torpedo bringt bereits seit 2001 Tradition und Moderne unter einen Hut – und das mit durchweg tanzbarem Ergebnis, wie sich am Samstag im Kapuziner-Karrée einmal mehr zeigen wird.

Elektronisch produzierte Musik auf eine Bühne zu bringen ist oft so eine Sache: An den Anblick von dezent kopfnickenden Computer-Nerds an ihren Laptops, die mal hier klicken, mal da einen Regler bedienen, haben sich Discobesucher zwar mittlerweile gewöhnt. Mit einem Live-Konzert hat das allerdings nicht mehr viel zu tun – besonders dann, wenn das Ergebnis genauso klingt wie auf dem eigenen mp3-Player.

Kein Wunder, dass sich bei Señor Torpedo so mancher erstmal verwundert die Augen reibt: Es klingt elektronisch, doch da steht eine richtige Band auf der Bühne. Die stampfenden Beats kommen tatsächlich von einem Schlagzeug, die Synthie-Sounds werden justament in die Tasten gedroschen, der knarzige Bass wird tatsächlich gezupft und die soulig-jazzige Stimme kommt aus keinem Laptop.

Bei Andy Reinard (Schlagzeug), Oliver Walczak (Piano, Synth, Effekte), Thomas Palenberg (Bass) und Timo von Wirth (Percussion, Gesang) ist in der Tat fast alles live. Und mit der Wienerin Stephanie Zamagna haben die Jungs eine würdige Nachfolgerin für die ausgebildete Jazzsängerin Iris Romen gefunden. Mit ihrer vielseitigen, souligen Stimme haucht Zamagna – wie ihre Vorgängerin - selbst den elektronischsten ihrer Stücke Leben ein.

2001 gegründet, nannten Señor Torpedo ihre neuartige Spielart zunächst „Comfortable Latin House“. Der Einfluss lateinamerikanischer Rhythmen war insbesondere auf ihrem Debütalbum „Through Night Scenes“ aus dem Jahre 2003 hörbar und ist bis heute Teil ihres Konzepts. Mittlerweile jedoch ist das Repertoire der Band einerseits „rockiger und elektronischer, aber auch vielseitiger“ geworden, sagt Schlagzeuger Andy Reinard.

Der beste Beweis dafür ist ihr zweites Album „We wanna be from Sweden“ aus dem vergangenen Jahr. Die 13 Stücke darauf spiegeln die gesamte Bandbreite der Band wieder: Zu hören sind eine ganze Reihe mitreißender Elektrokracher und einige Stücke stoßen nach wie vor in Techno- und House-Gefilde vor. Dass das Album dennoch insgesamt geradezu reif und zuweilen beinahe entspannt klingt, liegt indessen an der erlesenen Auswahl an Nu-Jazz und Soulnummern, mit denen sich Ex-Sängerin Iris Romen, die mittlerweile in Berlin residiert, verewigt haben dürfte. Stücke wie „Electrisé“ und „Q“ haben regelrechte Gänsehautqualitäten.

Viele Aachener wissen das alles natürlich schon. Nicht erst seit ihrem gefeierten Auftritt im Rahmen des letztjährigen „September Specials“ sind Señor Torpedo hier kein Geheimtipp mehr. Wer die Combo bislang verpasst hat, oder sie noch einmal erleben möchte, erhält am Samstag eine grandiose Gelegenheit: Um 20.30 Uhr spielt das Quintett „für umme“ im Kapuziner-Karrée auf. Bereits um 18.30 Uhr heizen zudem die Mighty Sleepwalkers aus Aachen mit erdigem Akustik-Pop ein. Da kann man auch mal Fußball Fußball sein lassen.

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