Donnerstag, 10. Juni 2010

Kapelle # 3

Serie "Aachen Szene" für Aachener Nachrichten; erschienen am 10.6.2010

Da freut man sich seit einer gefühlten Ewigkeit auf die Fußball-WM – und dann das: Ausgerechnet am ersten Spieltag steht ein Konzert auf dem Programm, das man ebenso wenig verpassen will: Die Kölner Kapelle # 3 kredenzt am Freitag im Autonomen Zentrum eine ausgelassene Mischung aus Ska, Rocksteady und Reggae.

Immerhin haben die elf Jungs die Argumente auf ihrer Seite: Erstens spielen sie nämlich für einen guten Zweck. Die Aachener Ingenieure ohne Grenzen haben sie eingeladen, um mit ihrem Benefizkonzert ein Projekt in Kenia zu unterstützen. Zweitens stehen mit Human Painted und Bädfisch noch zwei weitere viel versprechende Bands auf dem Programm – und drittens dürfte die Begegnung Frankreich – Uruguay nicht zu den entscheidenden Partien der WM zählen.

Das wichtigste Argument pro Kapelle # 3 ist jedoch, dass sie Fans von traditionellem Ska und Rocksteady im Stile der Sechzigerjahre einen ausgesprochen guten Abend bereiten dürften. Was sie auf ihrem Debüt-Album „Ein Halbton unter Freunden“ (2009) festgehalten haben, verspricht jedenfalls einiges: Hier hat eine Reihe Musiker den ursprünglichen Sound der alten Ska-Veteranen von den Skatalites wiederentdeckt, ihn in die Gegenwart geholt und das Ganze mit augenzwinkernden deutschen und englischen Texten aufgefrischt.

Grundlage für dieses erfolgreiche Unterfangen ist – Ska-Fans ahnen es – ein mächtiger Bläsersatz: Gleich fünf Bandmitglieder blasen hier in Saxophone, Trompeten und Posaunen und geben schmissige, zuweilen mehrstimmige Melodien mit Ohrwurmcharakter zum Besten. Umspielt werden sie von einer Rhythmusgruppe, die gekonnt dem Offbeat frönt und mit einem druckvollen Bass und altmodischen Orgeleinlagen an die guten alten Zeiten der Ska-Anfänge erinnert.

Abwechslung bringt die Kapelle # 3, die sich 2004 gegründet hat, in Form entspannter Reggae- und Rocksteadynummern ins Spiel. Dabei kommen umso mehr die Songtexte der Sänger Peter, Jochen und Sebb zum Tragen. Gerade mit ihren deutschen Versen, die zuweilen an die Schweizer Aeronauten erinnern, wissen die Jungs zu überzeugen. Das mag daran liegen, dass die Kölner Elf sich selbst offenbar nicht allzu ernst nimmt. Viel mehr haben sie mit „Karawane“ sogar eine Art Trinkhymne in petto – die glücklicherweise herzlich wenig mit dem ähnlichen Titel der Höhner zu tun hat.

Auf ihren ersten Gig in der Kaiserstadt freut sich die Kapelle # 3 ungemein: „Wir wollten immer schon mal in Aachen spielen“, sagt Schlagzeuger Zabbo, „aber irgendwie hat es bisher nicht geklappt.“ Und auch das fußballerische Konkurrenzprogramm stört die Jungs wenig: „Die Hälfte von uns ist zwar selbst ziemlich fußballbegeistert, aber für solche Situationen haben wir immer ein Radio dabei…“

Wer auf ausgelassenen Ska und Rocksteady in traditionellem Gewand und mit amüsanten Texten Lust hat und zudem das Tanzbein schwingen mag, dürfte von der Kapelle # 3 bestens unterhalten werden. Und bei der zweiten Band des Abends gibt’s noch einen obendrauf: Die Aachener von Bäd Fisch covern sich nämlich durch beinahe das gesamte Repertoire der einstigen Punk Reggae-Legenden von Sublime. Eine stimmige Mischung also. Los geht’s um 19 Uhr.

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